Aus Reisemanagement, Fuhrpark und Pendeln wird Mobilitätsmanagement: Unternehmen begegnen einer völlig neuen Definition von Mobilität. Und: Die Mitarbeitermobilität wird multimodal. Mehrere neue Gesetze sollen diesen Wandel nun beschleunigen.
Eine Steuerreform, die nicht nur nachhaltige Mobilität fördert, sondern erstmals auch einen Anreiz schafft, dem Dienstwagen Konkurrenz zu machen: Arbeitgeber sollen ihren Beschäftigten in Zukunft zusätzlich zum Gehalt ein sogenanntes Mobilitätsbudget zur Verfügung stellen können.
Die Besonderheit: Bis zu 2.400 Euro im Jahr sollen steuerlich begünstigt und sozialabgabenfrei sein. Dieses Budget könnten Mitarbeitende dann beliebig für ihre bevorzugten Fortbewegungsmittel einsetzen, um mit ihnen zwischen Wohnung und Büro zu pendeln oder in ihrer Freizeit mobil zu sein. Explizit gefördert werden damit Bahn, Mieträder oder E-Scooter. Ausgenommen von der neuen Regelung sind Flugzeuge und Privatautos.
Die Mobilität der Mitarbeitenden soll so möglichst klimafreundlich gestaltet werden - und vor allem multimodal. Das heißt weg vom “Ein-Mann-ein-Auto-Modell” und hin zu mehr On-Demand-Lösungen. Damit sind Angebote von Sharing-Serviceprovidern für Autos, Fahrräder, Taxidienste und öffentliche Verkehrsmittel gemeint, die schon heute in vielen Städten sichtbar sind und sinnvoll kombiniert werden können.
Das Mobilitätsbudget ist einer der Bausteine des betrieblichen Mobilitätsmanagements, einem ganzheitlichen Konzept für die berufliche Mobilität, welches sich aus den Bereichen Fuhrpark, Dienstreise und Pendeln zusammensetzt. Bereiche, die künftig immer mehr zusammengedacht werden müssen.
Denn: “Nur Auto” war gestern. Geschäftsreisende wünschen sich, dass ihre Arbeitgeber ihnen die Nutzung multimodaler Mobilität erleichtern. Pendeln und Dienstreisen wachsen nicht zuletzt durch hybrides Arbeiten zunehmend zusammen. Aus Travel Managern und Flottenmanagern werden Mobilitätsmanagern, die die Vielfalt der Verkehrsmittel und das nahtlose Wechseln zwischen diesen (Intermodalität) ermöglichen und verwalten sollen.
Auch HR-Verantwortliche werden mehr gefordert sein. Denn Angebote wie ein Mobilitätsbudget sind Teil einer erfolgreichen Benefits-Strategie, mit der Unternehmen ihr Employer Branding stärken und die richtigen Talente finden wollen. Neben dem Fachkräftemangel werden sie dabei vor allem durch den Ruf der Beschäftigten nach Flexibilität, neue Buchungsmöglichkeiten per App sowie gesetzliche Pflichten zur Nachhaltigkeit (Stichwort CSRD) angetrieben.
Die Aussicht auf einen Dienstwagen lockt junge Menschen kaum noch in einen neuen Job. Sie wollen ihre Mobilität selbst gestalten, setzen sich lieber in die Bahn oder mieten bei Bedarf ein Auto. Einer Umfrage von Mercer aus dem Jahr 2020 zufolge wünschen sich 82 Prozent der Beschäftigten flexible Benefits von ihren Arbeitgebern. Ein Zuschuss für Mobilität war laut Circula Benefits Report der Top-Wunschbenefit für Mitarbeitende in 2023.
Die Personalabteilung kümmert sich bereits heute oftmals um ÖPNV-Monatskarten bzw. mittlerweile das Deutschlandticket. Aufgrund der oben beschriebenen Herausforderungen gilt es für Unternehmen jedoch, alle Aufgaben, die mit Mobilität zu tun haben, zu bündeln und damit die Kompetenzen von Fuhrparkmanagement, Travel Management und das Management von Mobilitätsbenefits in Zukunft zusammenzufassen.
Einen weiteren Schub soll das multimodale Reisen und die Verkehrswende mit einem weiteren Gesetz erhalten: das Mobilitätsdatengesetz. Mobilitätsanbieter wie die öffentlichen Verkehrsbetriebe, Uber, Bolt oder Tier sollen künftig Daten in Echtzeit über einen nationalen Zugangspunkt kostenfrei veröffentlichen und das Umsteigen zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln erleichtern. Es soll unter anderem dazu beitragen, dass Menschen schneller und einfacher ÖPNV-Verbindungen und Verkehrsmittel wie Carsharing-Fahrzeuge oder E-Scooter finden und Tickets kaufen können – auch ohne dabei mehrere Apps oder Webseiten nutzen zu müssen.