Vor zwei Jahren fiel der Startschuss für das neue bundesweit gültige Ticket für den Nahverkehr: Das Deutschlandticket. Trotz so mancher Debatte hat es sich bis heute gehalten und soll auch zukünftig bestehen bleiben. Viele Experten fordern mittlerweile, das beliebte Angebot weiterzuentwickeln.

Der große Erfolg des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 sollte mit einem Nachfolgeangebot unbedingt weitergeführt werden. Doch was folgte waren zunächst lange Debatten über Preis und Finanzierung. So musste die Bundesregierung den Starttermin für das neue Ticket zweimal verschieben, bevor sich Bund und Länder am Ende auf einen Finanzierungskompromiss einigen konnten. Seitdem teilen sie sich die Kosten und übernehmen jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Im Mai 2023 war es dann soweit: Das Deutschlandticket ging an den Start.

Jeder Vierte hatte bereits ein Deutschlandticket

Das Deutschlandticket zählt als "Digitalisierungsprogramm für den öffentlichen Personennahverkehr" und stellt historisch eine Tarifrevolution dar. Denn mit einem deutschlandweit einheitlichen Preis gehören für viele Millionen Reisende Tarifzonen, -ringe oder -waben der Vergangenheit an. Zudem könnten Vertriebskosten reduziert und Verkehrsverbünde miteinander verschmolzen werden. Die so freiwerdenden Mittel könnten eingesetzt werden, um das ÖPNV-Angebot grundsätzlich zu verbessern, um etwa mehr Bus- und Bahnverbindungen einzurichten und vor allem die Zugänglichkeit auf dem Land auszuweiten.

Zwar leben die meisten Ticket-Käuferinnen und Käufer in Großstädten und Ballungsräumen. Dennoch wird das Ticket auch auf dem Land immer beliebter, so die Bilanz von Verkehrsexperten. Das Statistische Bundesamt stellt fest, dass die Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr im Nahverkehr um rund fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sind. Das sei insbesondere auf das Deutschlandticket zurückzuführen.

Nach Angaben des Verbandes der Verkehrsunternehmen (VDV) steigt auch die Zahl der Menschen, die seitdem dauerhaft mit Bus und Bahn unterwegs sind. Rund 23 Millionen Menschen haben es im Laufe der zwei Jahre mindestens einmal genutzt.

Deutschlandticket führt zu weniger Autofahrten und CO2-Emissionen

Studien bestätigen zudem einen sogenannten "Klimaeffekt". Demnach soll das Deutschlandticket zu einer Verkehrsverlagerung führen - vom Auto auf die Schiene. Das Kopernikus-Projekt Ariadne, ein Verbund mehrerer Forschungsinstitute, teilte kürzlich mit, dass zwölf bis 16 Prozent der Deutschlandticket-Fahrten vorher mit dem Auto zurückgelegt wurden. Auch die Verkehrsunternehmen stellen ähnliches fest: Ohne das Ticket wären rund acht Prozent aller Deutschlandticket-Fahrten mit dem Auto unternommen worden.

2,3 Millionen Tonnen CO2 sollen seit der Einführung im Mai 2023 eingespart worden sein. Das geht aus den Daten einer Marktforschung im Auftrag des Bundes und der Länder hervor.

Welche Zukunft hat das Ticket?

Nach der Erhöhung des Preises von 49 auf 58 Euro Anfang des Jahres fordern Experten, das Ticket weiterzuentwickeln. Zum Beispiel sollten es noch mehr Unternehmen ihren Beschäftigten als vergünstigtes Jobticket anbieten. Auch für Familien und Menschen mit wenig Geld sollte das Deutschlandticket attraktiver gemacht werden, etwa durch ein bundesweites "Deutschlandticket Sozial".

Das Ziel sollte sein, die Zahl der verkauften Tickets zu erhöhen und so höhere Einnahmen zu generieren. Aktuell nutzen rund 13,5 Millionen Menschen das Deutschlandticket. Das Ziel der Branche lautet: mindestens 15 Millionen.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.

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