BBM Mobility Survey 2025: So verändern Beschäftigte ihre Mobilität 2025

Die betriebliche Mobilität in Deutschland steht im Spannungsfeld zwischen Beharrung und Veränderung. Das zeigt die aktuelle BBM Mobility Survey 2025, die der Bundesverband Betriebliche Mobilität auf der Nationalen Konferenz für Betriebliche Mobilität in Heidelberg vorgestellt hat. Die Befragung von knapp 3.000 Beschäftigten aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen offenbart: Der Pkw bleibt das dominierende Verkehrsmittel auf deutschen Arbeitswegen – doch gleichzeitig zeichnet sich ein deutlicher Trend zu mehr Multimodalität und nachhaltigeren Mobilitätsformen ab. Die Studie im Detail.

Pkw bleibt dominant, aber Alternativen gewinnen an Boden

Rund 70 Prozent der befragten Beschäftigten nutzen den Pkw regelmäßig für Arbeitsweg und Dienstreisen. Damit bleibt das Auto das mit Abstand wichtigste Verkehrsmittel im Berufsverkehr. Doch die Zahlen differenzieren sich stark nach Wohnort: Während in ländlichen Regionen 87 Prozent auf das Auto angewiesen sind, nutzen in Großstädten immerhin 39 Prozent den öffentlichen Nahverkehr – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Marc Odinius, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Dataforce, das die Studie durchgeführt hat, bezeichnet Fahrrad und ÖPNV als die Gewinner des Jahres. Besonders der E-Bike-Boom treibt die Fahrradnutzung voran, während gleichzeitig mehr Beschäftigte situativ zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wechseln. Diese Multimodalität nimmt zu: 43 Prozent der Befragten nutzen mittlerweile mehrere Verkehrsmittel für ihre Arbeitswege.

Arbeitswege werden kürzer – Homeoffice als Einflussfaktor

Die durchschnittliche Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsplatz ist von 23 Kilometern im Jahr 2024 auf 20 Kilometer gesunken. Für die einfache Strecke benötigen Pendler im Schnitt 29 Minuten. Über 80 Prozent der Beschäftigten wohnen höchstens 30 Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt, ein Viertel sogar weniger als fünf Kilometer.

Das Homeoffice spielt dabei eine zentrale Rolle: 77 Prozent der Befragten nutzen die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, wenn sie verfügbar ist. Im Durchschnitt arbeiten sie an zwei Tagen pro Woche von zu Hause. Interessant ist der Zusammenhang zwischen Arbeitsweg und Homeoffice-Nutzung: Je länger der Arbeitsweg, desto häufiger wird die Option des mobilen Arbeitens in Anspruch genommen. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die ausschließlich von zu Hause arbeiten, von acht auf fünf Prozent zurückgegangen – ein Indiz dafür, dass Unternehmen wieder verstärkt auf Präsenz setzen.

Auffällig ist auch der Zeitfaktor bei der Verkehrsmittelwahl: Wer mit dem ÖPNV pendelt, benötigt im Schnitt rund zehn Minuten länger als Autofahrende – ein wesentlicher Grund, warum der Umstieg für viele schwerfällt.

Elektromobilität: Flotten als Vorreiter

Bei der Elektrifizierung zeigt sich ein bemerkenswertes Muster: Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge liegt unabhängig vom Wohnort konstant zwischen sechs und acht Prozent, was auf eine homogene Elektrifizierung von Flottenstrukturen hindeutet. Besonders im Dienstwagenbereich nehmen Elektrofahrzeuge überdurchschnittlich stark zu.

„Flotten sind Vorreiter bei der E-Mobilität in Deutschland", betont Odinius. Während nur wenige Prozent der privaten Pkw auf den Arbeitswegen elektrisch unterwegs sind, dominieren batterieelektrische Fahrzeuge zunehmend bei Dienstreisen. 71 Prozent der beruflichen Fahrten werden im Auto zurückgelegt, und hier zeigt sich die größte Dynamik beim Umstieg auf Elektroantriebe.

Generationsunterschiede prägen die Mobilitätspräferenzen

Die Studie offenbart markante Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Überraschend: Besonders junge Beschäftigte zwischen 18 und 30 Jahren messen dem Firmenwagen eine hohe Relevanz bei. 44 Prozent der Generation Z halten den Dienstwagen für wichtig – mehr als in allen anderen Altersgruppen. Mit zunehmendem Alter sinkt dieser Wert deutlich.

„Die Gen Z will entgegen vieler Meinungen weiterhin Auto fahren", stellt Odinius fest. Gleichzeitig zeigen die jüngeren Generationen eine hohe Offenheit für moderne, flexible Fahrzeugkonzepte und nachhaltige Alternativen. Sie bevorzugen zunehmend finanzielle Zuschüsse gegenüber einem eigenen Dienstwagen.

Wandel bei Arbeitgeberleistungen: Jobticket vor Dienstwagen

Die Erwartungshaltung an Mobilitätsangebote des Arbeitgebers verschiebt sich deutlich. Während das Jobticket von 50 Prozent der Mitarbeitenden als hochrelevant eingestuft wird, verliert der klassische Dienstwagen als Arbeitgeberargument an Bedeutung. „Der Wunsch, einen Dienstwagen zu fahren, ist bei der Arbeitgeberwahl zurückgegangen", konstatiert Odinius. Dennoch bleibt der Dienstwagen im Alltag fest verankert – er wird nur seltener als Karrierebaustein gesehen.

Auch bei alternativen Mobilitätsangeboten hat sich in den Unternehmen einiges getan. Die Studie zeigt:

  • 55 Prozent der Unternehmen bieten Dienstradleasing an
  • 45 Prozent stellen Ladepunkte für Elektroautos bereit
  • 42 Prozent verfügen über sichere Fahrradabstellplätze

Viele dieser Leistungen werden jedoch noch nicht vollständig genutzt. Gleichzeitig wünschen sich Beschäftigte verstärkt flexible Mobilitätsbudgets als moderne Alternative zum klassischen Dienstwagen.

Nachhaltigkeitswunsch trifft auf praktische Hürden

Etwa ein Viertel der Beschäftigten plant, das eigene Mobilitätsverhalten künftig nachhaltiger zu gestalten. Im Fokus stehen die verstärkte Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes sowie der Umstieg auf batterieelektrische Fahrzeuge und öffentlichen Nahverkehr. Fast jede zweite befragte Person möchte künftig häufiger das Fahrrad oder E-Bike nutzen.

Doch der tatsächliche Umstieg erfolgt nur zögerlich. Als Hauptgründe nennen die Befragten:

  • Unzureichende Erreichbarkeit der Arbeitsorte mit ÖPNV oder Fahrrad
  • Mangelnde Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge
  • Fehlende sichere Radwege und Abstellmöglichkeiten
  • Zu geringe Taktung und Zuverlässigkeit des ÖPNV

Selbst in Großstädten bewerten viele Befragte die vorhandenen Angebote als unzureichend. Für Radfahrende stehen sichere Wege und Stellplätze an erster Stelle. Bei motorisierten Verkehrsmitteln wünschen sich Beschäftigte vor allem bessere öffentliche Ladeinfrastruktur, Zuschüsse zum Deutschlandticket und flexible Mobilitätsbudgets.

„Viele Beschäftigte wünschen sich Alternativen, doch mangelnde Infrastruktur und ein Stück Bequemlichkeit halten sie beim Auto", erklärt BBM-Geschäftsführer Axel Schäfer. Die Wahl der Mobilität werde stark beeinflusst durch Faktoren wie Lage des Wohnorts, Unternehmensgröße und die Möglichkeit zur Nutzung von Homeoffice.

Mobilitätsmanagement als strategischer Erfolgsfaktor

Mobilitätsangebote entwickeln sich zunehmend zum Entscheidungskriterium bei der Arbeitgeberwahl. Unternehmen, die nachhaltige Lösungen anbieten, können sich damit positiv positionieren und ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern.

„Viele Unternehmen sind sich ihrer Vorreiterrolle bewusst und arbeiten intensiv an passenden Lösungen für ihre individuelle Situation", so Schäfer. Der Verband fordert Arbeitgeber auf, Mobilität nicht länger als reinen Kosten- oder Komfortfaktor zu betrachten, sondern als strategische Größe mit Einfluss auf Nachhaltigkeit, Kostenstruktur und Mitarbeiterbindung.

Gleichzeitig appelliert Schäfer an die Politik, Rahmenbedingungen und Infrastruktur gezielt zu verbessern. Nur mit einer besseren Anbindung durch ÖPNV, ausgebauten Radwegen und flächendeckender Ladeinfrastruktur könne der Wandel zu nachhaltiger Mobilität gelingen.

Fazit: Betriebliche Mobilität im Umbruch

Die BBM Mobility Survey 2025 zeichnet ein differenziertes Bild der betrieblichen Mobilität in Deutschland. Das Auto bleibt wichtig, verliert aber seine absolute Dominanz. Fahrräder – insbesondere E-Bikes – gewinnen an Relevanz, der ÖPNV baut Vertrauen zurück. Die Elektromobilität setzt sich zuerst in den Flotten durch, und flexible Arbeitsmodelle verändern das Pendelverhalten nachhaltig.

Der Wandel vollzieht sich jedoch langsamer als von vielen erhofft. Die Bereitschaft zu nachhaltigerer Mobilität ist vorhanden, doch der tatsächliche Umstieg stockt an fehlender Infrastruktur und kulturellen Routinen. Für Unternehmen ergibt sich daraus eine doppelte Aufgabe: Sie müssen Anreize schaffen, um nachhaltige Mobilität im Alltag zu fördern, und gleichzeitig brauchen sie politische Unterstützung, damit diese Angebote auch praktisch funktionieren.

Mobilitätsmanagement ist längst kein Randthema mehr. Wer betriebliche Mobilität strategisch denkt und nachhaltige Alternativen integriert, erhöht nicht nur die Attraktivität des Arbeitgebers, sondern leistet zugleich einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Die Studie zeigt aber auch: Bis aus der Bereitschaft breite Bewegung wird, bleibt noch einiges zu tun – von Seiten der Unternehmen, aber auch der Politik.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.

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