Warum man heute oft günstiger mit Strom fährt als mit Benzin

Eine neue Studie widerlegt ein gängiges Vorurteil gegen Elektroautos: In drei von vier Fällen fährt man mit Strom günstiger als mit Benzin – wenn eine Voraussetzung gegeben ist.

Zu teuer, brandgefährlich oder unpraktisch auf der Langstrecke – so lauten klassische Argumente gegen das Elektroauto. Eine neue Studie der Boston Consulting Group (BCG) in Zusammenarbeit mit ChargeFrance (einem Zusammenschluss von Ladesäulenbetreibern in Frankreich, u. a. Ionity oder Allego) hat sich nun die tatsächlichen Betriebskosten angeschaut und kommt zu einem klaren Ergebnis: In drei von vier Fällen ist ein E-Auto günstiger zu betreiben als ein vergleichbarer Verbrenner.

Der Kostenvorteil für das E-Auto greift sogar dann, wenn man beim Auto mit Verbrennungsmotor von einem Spritpreis von nur einem Euro pro Liter ausgeht, ein Preis für Benzin, wie man ihn in Europa seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Damit zeigt sich: E-Autos sind nicht nur klimafreundlicher, sondern auch wirtschaftlich – vorausgesetzt, die Ladebedingungen passen.

Elektroauto beim Laden: Insbesondere ein wichtiger Faktor macht das Fahren eines E-Autos günstiger als das Fahren eines Verbrenners.

Energiekosten machen den Unterschied – Vorteil durch zu Hause laden

Ein entscheidender Vorteil von Elektroautos sind die niedrigeren Betriebskosten. Hier profitieren E-Autos vor allem von der Möglichkeit, dass sie zu Hause aufgeladen werden können. Beim Laden zu Hause sparen Fahrerinnen und Fahrer im Schnitt bis zu 47 % im Vergleich zu Benzin und rund 38 % im Vergleich zu Diesel. Wer also einen eigenen Stellplatz mit Wallbox oder Zugang zu günstigen Stromtarifen hat, merkt den Unterschied schnell im Geldbeutel.

Auch in der Werkstatt zeigen sich Vorteile: Elektroautos kommen ohne Ölwechsel, Kupplung oder Auspuffsystem aus. Verschleißteile wie Bremsen halten dank Rekuperation länger. Laut Studien sind die Wartungskosten im Schnitt 20 bis 30 % niedriger als bei Verbrennern – in Einzelfällen sogar noch deutlicher.

Weniger Risiko durch einfachere Technik

Ein weiterer Pluspunkt ist die Bauweise. Elektromotoren sind einfacher konstruiert als Verbrenner und haben deutlich weniger bewegliche Teile. Das senkt die Wahrscheinlichkeit für teure Reparaturen. Für Fuhrparks und Vielfahrer bedeutet das: weniger Ausfälle und planbarere Kosten.

Versicherung und Steuer: zusätzliche Entlastung

Viele Versicherungen stufen E-Autos inzwischen günstiger ein. Begründung: Sie verursachen seltener Unfälle und die Reparaturkosten sind oft kalkulierbarer.

Hinzu kommt die Steuer: In Deutschland sind neu zugelassene Elektroautos für bis zu zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Das summiert sich über die Haltedauer eines Fahrzeugs.

Total Cost of Ownership: Rechnen lohnt sich

Wer die Gesamtkosten betrachtet – also Kaufpreis, Energie, Wartung, Versicherung und Steuer – erkennt schnell: Elektroautos sind in vielen Fällen günstiger als Verbrenner, vor allem über eine Haltedauer von fünf Jahren oder mehr.

Besonders deutlich wird das bei höherer Fahrleistung. Wer viel unterwegs ist, profitiert stärker vom niedrigen Preis pro Kilometer. Aber auch im normalen Pendleralltag schneiden Stromer oft besser ab, wenn die Lademöglichkeiten passen – und genau da wird das Laden zu Hause zum entscheidenden Faktor.

Ein Beispiel: Fahrer, die täglich rund 250 Kilometer zurücklegen, sparen laut Berechnungen bis zu 300 Euro pro Monat – aufgrund von geringerer Wartungskosten und niedrigerer Energiekosten. Die Studie nennt das einen "schnellen Return on Investment", besonders bei intensiver Nutzung.

Und nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch schneiden Elektroautos laut Studie besser ab. Schaut man sich den gesamten Lebenszyklus an, d.h. Produktion, Stromverbrauch und Entsorgung, stoßen Stromer im Schnitt drei- bis neunmal weniger CO2 aus als vergleichbare Verbrenner. Selbst in Ländern mit einem relativ emissionsintensiven Strommix bleibt der Vorteil bestehen.

E-Autos rechnen sich nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch: Sie stoßen im gesamten Lebenszyklus weniger CO2 aus als Verbrenner

Blick nach vorn: sinkende Batteriekosten und günstigere Einstiegsmodelle

Ein weiterer Grund, warum sich das Verhältnis künftig noch stärker verschieben dürfte: Die Batteriekosten sinken seit Jahren rasant. Seit 2013 sind die Preise pro Kilowattstunde um rund 90 % gefallen. Heute liegen sie je nach Hersteller zwischen 50 und 80 Euro pro kWh – und damit weit unter früheren Werten.

Das wirkt sich direkt auf die Fahrzeugpreise aus. Immer mehr Modelle sind inzwischen preislich konkurrenzfähig oder sogar günstiger als vergleichbare Verbrenner. Das haben auch die Macher der BCG-Studie herausgefunden. Lag die Differenz beim Kaufpreis zwischen Elektroauto und Verbrenner vor einem Jahr noch bei rund 7.700 Euro, beträgt sie inzwischen im Schnitt nur noch etwa 2.000 Euro – in vielen Fällen auch weniger, insbesondere bei kleinen Fahrzeugen. Beispiele sind Kompaktmodelle wie der Renault 5 oder der VW ID.3, der in ähnlichen Preisregionen wie ein Golf angeboten wird.

Auch Berechnungen des Center Automotive Research (CAR) in Bochum zeigen in die selbe Richtung: Kostete ein Modell der zwanzig meistverkauften Elektroautos im August dieses Jahres durchschnittlich nur noch 2.243 Euro mehr als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Innerhalb eines Jahres hat sich das Preisgefälle demnach um mehr als zwei Drittel verringert. Die Durchschnittspreise der untersuchten Modelle liegen laut CAR bei 35.353 Euro für ein Elektroauto und 33.110 Euro für ein Verbrennerauto.

Nicht nur das: Zwar werden Elektroautos immer günstiger, doch Autos mit Verbrennungsmotoren sind in den vergangenen Jahren wiederum auch deutlich teurer geworden.

Fazit: Stromer lohnen sich heute schon

Natürlich hängt es immer vom individuellen Fahrprofil ab, ob ein Elektroauto günstiger ist. Wer kaum fährt und selten lädt, spart unter Umständen weniger. Aber: Für viele Haushalte und Unternehmen gilt bereits jetzt, dass sich die Anschaffung rechnet. Die Studienautoren rechnen vor, dass sich für einen klassischen Kleinwagen (B-Segment) in Frankreich ein Kostenvorteil von rund 8.000 Euro über fünf Jahre ergebe. Für größere Fahrzeuge (wie etwa Familienautos im sogenannten D-Segment) sind die Unterschiede geringer, aber laut Studie dennoch durchgängig zugunsten des Stromers – zumindest bei gemischter oder privater Ladestrategie.

Die Autoren der BCG-Studie fassen zusammen: "Das Kostenargument gegen das E-Auto verliert rasant an Gewicht." Bereits heute seien 75 Prozent der neu zugelassenen E-Modelle über einen Zeitraum von fünf Jahren günstiger zu fahren als Verbrenner. Bis 2028 soll dieser Anteil laut Studie auf 91 Prozent steigen – vorausgesetzt, die Ladepreise und der Strommix entwickeln sich so wie prognostiziert.

Mit geringeren Wartungskosten, günstigem Laden zu Hause und steuerlichen Vorteilen sind E-Autos heute oft die wirtschaftlichere Wahl. Und der Trend zeigt klar in Richtung weiterer Kostenvorteile.

Für Unternehmen heißt das: Mit Lösungen wie NAVIT ZuhauseLaden lassen sich die Kostenvorteile von E-Autos direkt an die Mitarbeitenden weitergeben.

Stefan Wendering
Stefan ist Freelance Autor und Redakteur bei NAVIT. Zuvor arbeitete er bereits für Start-ups und im Mobilitätskosmos. Er ist ein Experte für urbane und nachhaltige Mobilität, Mitarbeiter-Benefits und New Work. Neben Blog-Inhalten erstellt er auch Marketingmaterialien, Taglines & Content für Websites und Fallstudien.

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